Bertram Till
was bleibt

Juni - Juli '09
Landschaftsarchitekt und Künstler

Bertram Till, Jahrgang `66, wollte eigentlich Musiker werden. Aber verschiedene Umstände führten ihn über die Lehre als Landschaftsgärtner, das Studium der Landschaftsarchitektur - durchaus ein überaus künstlerischer Berufszweig – zu seiner jetzigen Arbeitsweise. Schon vor dem Studium entstanden kleinere bildhauerische Arbeiten. Mit dem Studium wurde mehr und mehr die Bildsprache wichtig. Architekten bemerkten später, dass er Pläne nicht zeichnen, sondern „malen“ würde. Neben dem Studium entstanden viele Skizzen und Gemälde in Öl und Dispersion. Das Thema waren Menschen, meist ohne Gesicht, sehr bestimmend in Gestik und Ausdruck (Ausstellungsthema Passion, Körperformen), und natürlich Überlegungen zu Stadt und Natur (Stadtlandschaft). Da diese Bereiche für ihn immer mehr zusammengehörten, in ergänzendem Widerspruch standen, begann Till, diese zu kombinieren und Einfluss aufeinander nehmen zu lassen. In den Ausstellungsthema „Kommunikation“ stellte er Tonmodelle vor Stadtlandschaften, die somit im Vorbeilaufen ein bewegter Teil des Bildes wurden. Im Zuge einer Gewächshaus-Ausstellung wurden zum Beispiel „Der kleine Prinz“ als Hörspiel und Edelrosen integriert. Hier fand eine Idee ihren Anfang, Malerei und Plastik sowie Musik nicht zu trennen, sondern zusammenzufügen zu einem Gesamtkunstwerk, zu einer Gesamtbetrachtung.
Verschiedene Themen mit unterschiedlichen Materialen zu gestalten ist für Bertam Till prinzipielle herangehensweise.
So entstanden zu der Ausstellung „Oh Maria“ Holzskulpturen, Fotografien von Frauen und einem Mann mit einer Holzskulptur sowie Kollagen auf der Grundlage der Fotografien. Dies bietet die Möglichkeit, die unterschiedliche Ausdruckskraft der Materialien, sei es Malerei, Fotografie oder Skulptur auszunutzen und so verschiedene Aspekte zum jeweiligen Thema darzustellen.

die bunten
was sind wir doch für toren
schillern bunt, rot, gelb und blau
wollen täuschen zu was wir sind geboren
uns verkriechen hinter buntem bau
doch der bauer zeigt uns die braune erde
die läßt sprießen die fruchtbarkeit
unter dem trab, der einfalt schwerer pferde
unsere nahrung kann fließen für alle zeit
wir springen nun mit bunten schildern
leben des besonderen in saus und braus
täuschen uns mit wilden bildern
stechen der güte und einfalt aus
doch am schluß wird alle farbe schwinden
alles wird zu einem brei
wird das leben nach gut und bös auseinanderwinden
in schwarz und weiß splittert es entzwei

Bertram Till zeigt in der raiarts.galerie am bach Bilder, die sich mit Texten verweben. Gedichte bzw. Geschichten laden somit zum Entdecken ein. Die Texte, die den Ursprung vieler Bilder bildeten, sind in den Bildern selbst nicht mehr sichtbar. Dafür werden sie separat gehängt.
Bei den Gedichten hat die Zeit eine besondere Bedeutung, was sich unter Anderem an den Entwicklungen zeigt. Sowohl in den Texten als auch in der in den Bildern verwendeten Symbolik werden verschiedene Epochen zusammengeführt, was die Zeitlosigkeit bestimmter Themen herauszustellen versucht.
Leben und die Suche bzw. Die Bunten z.B. sind Bilder mit Symbolen und Zeichen. Stier, Jäger, Mond usw. werden in ihrer altertümlichen Bedeutung aufgegriffen. Texte verwandeln sich in Steinreihen von Häusern. Die Komposition wird skizziert und dann auf die Blätter übertragen. So wie die Geschichte eines Menschen sich wandelt, so werden verschiedene Stile verwendet, von der Abstraktion bis hin zu Farbflächen.
Der flächige Auftrag bei den Bildern Transparent sind bei näherer Betrachtung ebenfalls Zeichen für bestimmte Stimmungen. Texte geben hierfür den Rhythmus an. Sie werden aufgeschrieben und dienen mit ihrer Ornamentik als Hintergrund. Bei dem Zyklus Zeit wurden die Texte auf einem separaten Layer geschrieben, wovon einmal mit einer Phantasieschrift, die bei dem Rezitieren entsteht. Die letzte Blattschicht bildet eine alte Darstellung von Zeitmessgeräten aus einem alten Brockhaus ab. Die transparenten, dünnen Papiere sollen sich im Windhauch bewegen und auch, vorsichtig natürlich, zu blättern sein.
Weiterhin sind Collagen zu sehen, die mit digitalisierten Zeichnungen und Fotografien verändert wurden. Auch sie beziehen sich auf Texte, Geschichten und Märchen. Dabei war für den Künstler interessant, ein eigentliches Kunstwerk aus Fotografie oder Zeichnung zu bearbeiten und dann wieder in einem anders gearteten Kunstwerk zu verwenden und so eine Wandlung beobachten zu können.