Georgina Beier . Grafiken
20. August ’05 - 17. November '05

Georgina Beier wurde 1938 in London geboren.
Mit 21 Jahren ging sie nach Nigeria um die für sie so „kulturell trostlose“ Umgebung von London-Sutton zu entfliehen; die Kunstschule dort hatte sie „nicht wachgerüttelt“.

In Nigeria entfalteten sich ihr aufregend viele Kulturen, nicht ein Lebensstil – unzählige. Ihre Vielseitigkeit in der Wahl der Medien ist Resultat ihrer Entdeckungen. 1963 gründete sie mit ihrem Mann (dem deutschen Literaturwissenschaftler Ulli Beier) in Oshogbo den Mbari Mbayo Workshop für Malerei und Druckgrafik. Aus ihm gingen, heute von Weltruf, Künstler wie z.B. Muraina Oyelami, Twins Seven-Seven, Rufus Ogundele und Adebisi Fabunmi hervor. Ihre eigene Arbeit umfasst Malerei und Skulptur, Lithografie und Seriengrafien, handbedruckte Stoffe, Möbel und Schmuck sowie Mosaike und Wandmalereien.
Druckgrafiken aus der Oshogbo-Zeit sind kraftvolle Kompositionen von wenigen Figuren, die vor einem weitgehend abstrakten und roh gemusterten Hintergrund angeordnet sind, mit weißen Linien auf schwarzem Grund gedruckt. Ihre Wandmalereien bestehen oft aus großformatigen, bunten Formen und abstrakten Figuren, die gänzlich ohne Bildtiefe auf der Oberfläche erscheinen und manchmal einen freundlichen Zug ins Comichafte aufweisen.

Ab Ende1967 folgten für die Beiers u.a. die Stationen Port Moresby, Papua New Guinea und Sydney, Australien und Indien. Auch hier arbeitete Georgina mit einer Reihe Künstler, half ihnen ihr „inneres Auge“ zu erkennen und zu benutzen. Immer wieder folgten Besuche in Nigeria. Denn hier entdeckte sie ihre Berufung als nomadische Künstlerin – auf allen Kontinenten zuhause.

Georginas Fertigkeiten in der gesamten Spannbreite der Disziplinen ermöglichte es ihr, vielen Künstlern Hilfestellung zu leisten und Ratschläge zu geben. 1980 zog sie nach Bayreuth. An dem von ihrem Mann gegründeten Afrika-Zentrum der Uni Bayreuth, dem IWALEWA-HAUS, begann ihre europäische Schaffensphase. Seit 1997 lebt sie mit ihrer Familie wieder in Sydney.

Über ihre Malerei schrieb der große sudanesische Maler Ibrahim el Salahi in einem Essay: „Wie sie eine Linie handhabt, ist phantastisch! Es ist eine sehr klare und sehr einfache Linie, aber sie ist sehr stark und sie hat Kraft, den Raum zu bestimmen. Ich finde es erstaunlich, denn ihre großen Zeichnungen sind wie eine einzige Bewegung konzipiert.

Ob die Bildfläche groß oder klein ist, macht keinen Unterschied. Sie hat diese Fähigkeit, den Raum mit einer einfachen Linie zu bändigen, als ob sie das Verhältnis der verschiedenen Flächen zueinander in ihrem Geist schon genau entwickelt hätte und die Linie nun nur noch diese Kenntnis des Raumes zu demonstrieren brauchte. Andere müssen sich mit ihr plagen - ihre ist freudig und frei.“