Gift Orakpo . Kalligraphie
6.4.-6.6.03
Gift Orakpo gehörte zu der, weit über Nigeria hinaus bekannten, ’Oshogbo-Schule’; eines in den 50’ und 60’ Jahren ständigen Workshops junger Künstler. Seine Bildsprache, eben ’geheime Zeichen’ zeugen von seinem sehr introvertierten Wesen. Es gab keine Aussagen, die er dem Betrachter hätte mitteilen wollen; er arbeitete nur für sich.

Auszug aus: Gift Orakpo. Ein nigerianischer Künstler (raïarts.internationale kulturprojekte e.v. 2001) "...In den fünfziger Jahren war Nigeria eine multikulturelle Gesellschaft. Die Menschen nahmen sich die Freiheit kreuz und quer durch das Land zu ziehen, um Arbeit zu suchen oder Handel zu treiben. Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Stämme waren keine Seltenheit, es herrschte religiöse Toleranz. In einer Familie gab es Angehörige verschiedener christlicher Konfessionen, und in weiten Teilen Süd-Nigerias lebten sogar Moslems, Christen und die Anhänger traditioneller Religionen in Großfamilien friedlich zusammen..." "...Gift war von Natur aus ein schüchternes, einsames Kind. Er war schweigsam, introvertiert und hatte kaum Freunde. In Menschenmengen fühlte er sich nicht sehr wohl; ein Gefühl, das fast an Klaustrophobie grenzte. Alles, was auch nur im entferntesten mit Einschränkung und Zwang zu tun hatte, machte ihm Angst..." "...Dann kam die traumatische Erfahrung des Bürgerkrieges, der brutal Gifts multikulturelle Existenz zerstörte. Gewalttätigkeit explodierte im ganzen Land. Im Oktober 1966 wurden die Igbos in Jos hingemetzelt. Wie durch ein Wunder entkam Gifts Mutter dem Massaker. Er selbst wurde Zeuge des Horrors, denn er mußte mit ansehen, wie auf dem Platz hinter seinem Haus die Leichen verscharrt wurden..." "...Gift begann ein Tagebuch zu führen, und damit niemand in seine Privatsphäre eindringen konnte, erfand er dafür ein neues Alphabet..." Doch trotz des Interesses, das man ihm entgegenbrachte, trotz aller Liebe und Bewunderung, verfiel Gift in Depressionen. 1978 setzte er seinem jungen Leben ein Ende. Ein Grund für seine Verzweiflung war sicher unerwiderte Liebe: Gift liebte so besessen wie er malte. Aber die tieferen Gründe müssen woanders gesucht werden: obwohl er fast fanatisch versuchte, sich in eine Gemeinschaft einzugliedern, blieb er ein Außenseiter und die traumatische Erfahrung des Bürgerkrieges hat ihn sein Leben lang gequält.